Von Sylvia Dienel
Auch im Ruhestand wird Frank Roßburg oft zu den Notenblättern greifen. Foto: Joachim Thoß .
Bergen - Mit gemischten Gefühlen lässt Frank Roßburg die Berufszeit hinter sich. Aber der langjährige Bergener Kantor weiß genau: Wenn er zum Gottesdienst am 29. Januar offiziell in den Ruhestand verabschiedet wird, hinterlässt er keine Lücke. Ab 1. Februar fährt Michaela Gerbeth zweigleisig. Die Werdaer Kantorin hat sich bereit erklärt, Roßburgs kirchenmusikalisches Erbe an Sankt Nikolai anzutreten. Beide Kirchen gehören zur Schwestergemeinde Bergen-Werda.
Am Samstag will es Frank Roßburg noch einmal richtig krachen lassen, denn neben seiner Arbeit als Kantor hat er sich der Rockmusik verschrieben. Bei einem Abschiedskonzert mit Wegbegleitern spielt und singt der gebürtige Bergener an seinem Wirkungsort Lieblingsstücke. Zwischendurch schaut er auf die vergangenen 38 Jahre an Sankt Nikolai zurück und berichtet, wie es dazu kam.
Roßburg weiß, dass sich seine Heimatkirchgemeinde angesichts des nahtlosen Wechsels glücklich schätzen kann. „Kantoren sind Mangelware“, sagt er. Vor allen in kleinen Gemeinden sei die Situation schwierig. Der Abschied fällt ihm eigenen Worten zufolge auch aus einem anderen Grund nicht schwer. „Ich mache als Vertretung weiter“, so der 65-Jährige. Auch bei katholischen Messen in Falkenstein und Auerbach will er einspringen, wenn Not am Mann ist. Vermissen wird Roßburg das Miteinander, die Kirchenchorleitung und „seine“ Barth-Orgel Baujahr 1874. Dem Chor bleibt er als Bass-Sänger treu.
„Kantoren sind Mangelware.“ Frank Roßburg Kantor
Ins Berufsleben startete Frank Roßburg ganz anders: als Produktionsarbeiter bei der Plauener Plamag. Bald stand ihm der Sinn nach Veränderung, und er begann an der Pädagogischen Hochschule Dresden Deutsch und Musik zu studieren. Dann machte die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. „Im Nachhinein bin ich darüber aber gar nicht böse“, zieht er Bilanz. Als ein Keyboarder für kirchenmusikalische Bandprojekte gesucht wurde, sagte Roßburg zu – und entdeckte, dass er viel lieber Musik machen als unterrichten wollte. Auch zum Glauben fand er nach und nach. Schließlich verband der Bergener beides und studierte in Dresden Kirchenmusik. Nebenher übte er mit Falkensteins Kantor Gilbrecht Schäl Orgelspiel. Nach seinem Abschluss durfte sich Roßburg C-Kantor nennen. „C bedeutete damals nebenberuflich, heute gilt es als hauptberuflich“, erzählt er.
Etliche Klangkörper leitete Frank Roßburg im Laufe der Jahrzehnte in Bergen: den Kirchenchor, Posaunenchor, Jugendchor, zwei Flötenkreise und eine Kirchenband. Nach Arbeitsschluss machte und macht er noch mehr Musik, vom Auerbacher Kammerchor bis zur Rockband Rainer Zufall. Jetzt hat Roßburg mit Jens Kittel und Katrin Riedel das Trio Curioso gegründet. Kittel ist Arzt im Ruhestand, Riedel singt und leitet den Hirschfelder Kirchenchor. Zusammen stehen sie am 10. März im Rodewischer Kanapee mit Chansons, Gospel, Swing und mehr erstmals auf der Bühne.
Service: Das Abschiedskonzert am Samstag in der Bergener Kirche beginnt 16 Uhr.
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