Von Sylvia Dienel
Bergen - Offen für Gottesdienste ist die Bergener Kirche Sankt Nicolai seit Mitte Mai. Trotzdem läutete das „Gemeindefest light“ am Sonntag eine kleine Wende ein. Man traf sich wieder außer der Reihe: am Vormittag zum Familiengottesdienst, am Nachmittag zur Orgelvesper. Mehr durfte nicht sein. „Wir hatten ursprünglich jemanden eingeladen, der den Gottesdienst gestalten sollte“, sage Pfarrerin Ute Eismann. Auch beim öffentlichen Teil mit gemeinsamem Essen und Kinderspielen musste der Rotstift angesetzt werden.
Falk Marquardt Ehemaliger Praktikant in der Kirchgemeinde
Foto: Joachim Thoß
Falk Marquardt erwischte Corona richtig kalt. Er hatte sich die Kirchgemeinde Bergen-Werda als Praktikumsstelle ausgesucht. Start war Anfang Februar und die Beschäftigung als Abschluss seines Gemeindepädagogik-Studiums auf ein ganzes Jahr ausgelegt. Jetzt ist ein halbes draus geworden. Das finde aufgrund höherer Gewalt auch Anerkennung, sagte der 27-jährige. Am Sonntag wurde Falk Marquardt in die Berufswelt verabschiedet. „Eine gemeinsame Predigt heute ist sozusagen das Anspiel“, erklärte er. Wie geht es für ihn weiter? „Das ist noch nicht ganz spruchreif. Ich werde im Kirchenbezirk Auerbach erst mal eine Anstellung in meinem Beruf bekommen“, so der junge Mann.
Erzgebirger wählte Bergen bewusst. „Es ist so, dass ein Praktikum nicht im Heimatbezirk gemacht werden sollte“, sagte er.
Aber nicht nur praktische Gründe spielten eine Rolle. „Ich habe im Vogtland private Verbindungen“, so Marquardt. Hier will er bleiben und die Wohnung in Falkenstein behalten.
Auch die Kirchgemeinde sieht sich mit einigen Fragezeichen konfrontiert, was künftige Veranstaltungen betrifft. Noch ist nicht sicher, ob es einen Kirchweihgottesdienst geben wird. Auch drei Orgelvespern und ein regionaler Gottesdienst mit Trieb und Schönau stehen seit längerer Zeit im Programm. Kantor Frank Roßburg hofft, dass keine Absagen erteilt werden müssen und die für Ende November geplante erste Adventsmusik stattfinden kann: „Im August haben wir aber wieder eine Hochzeit hier.“
Beim Familiengottesdienst spielten Hendrik Prüfer (links) und Falk Marquardt „Ich packe einen Koffer“. Foto: Joachim Thoß
Während der ersten zwei Corona-Monate musste Pfarrerin Eismann zu andern Mitteln als den üblichen greifen, um das Gemeindeleben in Gang zu halten. „Ich habe jede Woche Andachten geschickt. Die Leute nehmen das sehr gerne in Anspruch“, sagte sie. Auch neue Formate sind entstanden: Jetzt gibt es in der etwa 1500 Mitglieder starken Gemeinde Teenie- und Seniorengottesdienste. |