Von Cornelia Henze
Bergen – Das einzige fassbar Materielle, das Kerstin Steinbach von ihrem berühmten Urgroßvater geblieben ist, das ist ein metallenes Motorteil, das Schmidts Erfindung, eine Hubschraube, angetrieben hat.
Otto Schmidt (1872 bis 1938): Maler und Tüftler.
Behütet wie ein Augapfel bewahrt Marianne Schmidt, Mutter von Kerstin und Ehefrau von Schmidts Enkel Ottomar, diese Erinnerung in der Vitrine auf. Darüberhinaus bleiben den Nachfahren jede Menge Erzählungen und Anekdoten. „Es heißt, Ernst Otto hätte im Garten unendlich lang Libellen beobachtet“, erzählt Marianne Schmidt. Denn Libellen vermögen es mittels ihres Flügelschlags senkrecht in die Luft zu starten.Sie waren für Schmidt das natürliche Vorbild eines rotorbetriebenen Senkrechtstartets: Des Hubschraubers. Schmidt, 1872 in Lauterbach bei Oelsnitz geboren, kam als Dekorationsmaler viel rum in der Welt, bevor er sich 1905 mit seiner Frau, die aus Siebenbürgen stammte, und den Kindern in Bergen niederließ. Seine zweite große Leidenschaft neben der Malerei galt der Entwicklung von Fluggeräten. Im Ort sei er, der zu rückgezogene Tüftler, als Außenseiter bekannt gewesen – auch das ist überliefert.
Kerstin Steinbach mit dem Motor von Uropa Ernst Otto Schmidts Drehflügler.
Genauso wie der erste Flugversuch mit einem Hubschrauber 1929, im Garten der Schmidts. Der letzte Zeitzeuge, damals ein neunjähriger Junge, ist erst kürzlich verstorben. Für sein Schraubenflugzeug erhielt Schmidt 1921 ein erstes Patent; ein zweites meldete er Ende der 1930-er Jahre an: Dass er dies auch 1939 erhielt, erlebte der ideenreiche Maler nicht mehr: Er starb am 31. Juli 1938. „Leider fehlte es ihm auch an finanziellen Mitteln, um seine Entwicklung weiter zu entwickeln“, bedauern Marianne Schmidt und Tochter Kerstin.
Flugzeuge entwickeln die Schmidt-Steinbachs heutzutage nicht mehr in dem Grundstück in der Bergener Gartenstraße. Dafür hat Ernst Otto sein Malertalent weitergegeben an den Sohn und Enkel. Stolz ist Marianne Schmidt auf ihren – leider schon verstorbenen – Ehemann Ottomar, der die Bergener Kirche in den 1980er Jahren in jenem urigschönen Bauernstil ausmalte und mit Dekorationen versah. Ein Besuch des Gotteshauses ist schon deshalb lohnenswert. Auch Kerstin Steinbachs Ehemann Peter, der ursprünglich Schlosser war, ließ sich anstecken und vom Schwiegervater zum Maler umschulen. In diesen Tagen vor dem großen Fest hat Peter Steinbach noch viel zu streichen. So hat der Feuerwehr-Schlauchturm ein schickes Wappen in Feuerwehr-Rot bekommen.
Peter Steinbach dekoriert den Feuerwehrschlauchturm.
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