VON BERND APPEL
BERGEN/WERDA/THEUMA — Erst wollte Bergen nicht, und als Bergen doch wollte, pochte Tirpersdorf auf die Führungsrolle: Die Umwandlung des Verwaltungsverbandes Jägerswald, bestehend aus Bergen, Werda, Theuma und Tirpersdorf, in eine Einheitsgemeinde stand lange unter keinem guten Stern. Nun soll es eine kleine Lösung ohne Tirpersdorf geben. Doch laut Richtlinie des Sächsischen Innenministeriums sollen Einheitsgemeinden eigentlich 5000 Einwohner haben – und nicht knapp 3500, wie Bergen, Werda und Theuma zusammen zählen. Spielt die Kommunalaufsicht mit?
Noch ist es ein fiktives Ortsschild, aber vielleicht wird es bald real: Bergen, Werda und Theuma könnten sich zu einer Einheitsgemeinde zusammenschließen, die dann wohl „Jägerswald“ heißt. Fotomontage: Tilo Steiner/FP
Ja, erklärt die zuständige Sachgebietsleiterin Heidrun Kuhn vom Vogtlandkreis: Die Kommunalaufsicht „befürwortet die Bildung einer Einheitsgemeinde durch Vereinigung der Gemeinden Bergen, Theuma und Werda, auch wenn der Zusammenschluss aller vier Gemeinden des Verwaltungsverbandes favorisiert wird“. Der Verwaltungsverband würde bestehen bleiben, „auch wenn er dann nur noch aus zwei Gemeinden besteht“ – nämlich der neuen Kommune und Tirpersdorf. Eine Zustimmung des Innenministeriums sei nicht erforderlich.
Warum kann von der Richtlinie mit der Vorgabe von 5000 Einwohnern so stark abgewichen werden? Wie das Innenministerium auf Anfrage erläutert, ist in diesem Fall die Größe des Verwaltungsverbandes ausschlaggebend. Da dieser (mit momentan knapp 4900 Einwohnern) bestehen bleibt, ändere sich der Verwaltungsraum nicht. Es handele sich um einen „Teilzusammenschluss“. Und auch die Richtlinie erlaubt in Ausnahmefälle eine Unterschreitung von 15 Prozent – die schafft der Verband weiterhin.
Außen vor bleiben würde nach den derzeitigen Plänen die Gemeinde Tirpersdorf. Nachdem deren Bürgermeister Reiner Körner unter Verweis auf die Finanzkraft seiner Kommune den drei anderen nahegelegt hatte, sie könnten sich ja zu Tirpersdorf eingemeinden lassen, will sich das Trio erst mal lieber ohne Tirpersdorf auf den Weg machen. „Federn lassen wird jeder. Aber das ist es wert.“ Marcel Teichmann Vize-Bgm. von Werda
Was sagt Reiner Körner dazu? Zunächst nichts: Auf Anfrage von „Freie Presse“ erklärte er, erst einmal werde der Tirpersdorfer Gemeinderat nicht öffentlich beraten, um sich eine „einheitliche Meinung“ zu bilden.
In den anderen Gemeinden zeigt man sich derweil versöhnlich. Natürlich bleibe die Tür für Tirpersdorf offen, betont Marcel Teichmann, stellvertretender Bürgermeister von Werda: „Es wäre ideal, wenn Tirpersdorf mitmacht. Wenn nicht, dann gehen wir eben den Weg zu dritt.“ Tirpersdorf sei finanziell am stärksten aufgestellt und habe deshalb Vorbehalte; die drei anderen seien in dieser Hinsicht auf einem Niveau: „Wir sind der Meinung, wir würden sehr gut zusammenpassen. Ein bisschen Federn lassen wird jeder. Aber das ist es wert.“ Ein Beschluss im Werdaer Rat stehe demnächst an. Die neue Gemeinde werde voraussichtlich Jägerswald heißen.
Ulli Sörgel, Vize-Bürgermeister von Theuma, meint: „Wir haben keine Berührungsängste, auch nicht mit Tirpersdorf.“ Noch gebe es alle Möglichkeiten, jede Gemeinde könne sich frei entscheiden. Die jüngsten Gespräche innerhalb des „Trios“ seien jedenfalls sehr gut gelaufen: „Wir sind fair und ordentlich miteinander umgegangen.“ Am 29. Mai wolle sich der Theumaer Gemeinderat zur Einheitsgemeinde positionieren – in öffentlicher Sitzung.
Nach wie vor kritisch steht Volkmar Trapp, Bürgermeister von Bergen, der Einheitsgemeinde gegenüber. Er favorisiert den Anschluss an Falkenstein. „Aber maßgeblich ist der Gemeinderat; ich füge mich dem, was der Gemeinderat sagt.“
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