VON BERND APPEL
BERGEN — Gemeinderat Günter Ackermann (Freie Wähler) fasste es auf der Einwohnerversammlung am Donnerstagabend in Bergens Bürgerhaus so zusammen: „Der Spatz in der Hand ist uns lieber als die Taube auf dem Dach.“ Der Spatz in der Hand – das ist aus der Sicht fast aller Bergener Gemeinderäte ein Zusammenschluss von Bergen, Theuma und Werda zur Einheitsgemeinde, möglichst noch in diesem Jahr. Die Taube auf dem Dach – das ist die seit 2010 favorisierte, aber untersagte Fusion mit Falkenstein. Für diese Option hatte sich überraschend eine Tür geöffnet, nachdem das Oberverwaltungsgericht (OVG) Bautzen die Berufung zugelassen hat. Bergen könnte demnach den Prozess gegen den Vogtlandkreis weiterführen und eventuell doch den Zusammenschluss mit Falkenstein erreichen. Aber das ist den Gemeinderäten zu unsicher: Die Chance sei fifty-fifty, und das Verfahren könne sich hinziehen, fürchten sie. Offenbar sind elf der zwölf Gemeinderäte dagegen, wieder vors OVG zu ziehen, was bis 26. Mai begründet werden müsste. Rund 40 Einwohner waren ins Bürgerhaus gekommen, um sich über die neueste Entwicklung zu Bergens Zukunft informieren zu lassen.
Für das Verfahren am OVG ist Bürgermeister Volkmar Trapp (parteilos), der weiter den Anschluss an Falkenstein für die beste Lösung hält. „Ich falle nicht um“, erklärte der 71-Jährige. Laut Trapp könnte das Gericht in Bautzen noch in diesem Jahr entscheiden, sodass es auch keinen Zeitverlust gäbe.
Günter Ackermann hat sich nach eigenen Worten vom „glühenden Verfechter“ der Falkenstein-Fusion zum Befürworter der Einheitsgemeinde entwickelt. Diese diene nicht dem Selbstzweck, sondern der Erhaltung von Schule und Turnhalle. Die neue Kommune würde danach 230.000 Euro pro Jahr mehr an Schlüsselzuweisung erhalten. Mit Werda und Theuma gebe es seit einiger Zeit gute Gespräche. Das Tischtuch mit Tirpersdorf ist indes zerschnitten, da dessen Bürgermeister Reiner Körner eine Eingemeindung der anderen drei Orte in seine finanziell starke Gemeinde anstrebt.
Spürbar war der Frust der Räte über die verlorene Zeit – sie wollen nicht länger warten. Jörg Werner (Feuerwehr) meinte: „Eine Klage würde Stillstand bedeuten.“ Eine Einheitsgemeinde der drei Kommunen würde mit über 3000 Einwohnern die Mindestzahl erfüllen, so Werner auf Nachfrage. Allerdings verlangt Sachsens Innenministerium bei freiwilligen Zusammenschlüssen im ländlichen Raum eine Einwohnerzahl von 5000, bezogen auf das Jahr 2025. Und der gesamte Verwaltungsverband Jägerswald hat mit Tirpersdorf schon jetzt weniger als 5000 Einwohner.
Die Meinungen der Bürger waren geteilt. Einige verwiesen auf den Bürgerentscheid von 2012, bei dem zwei Drittel der Bergener pro Falkenstein votiert hatten – der solle gelten, auch wenn er rechtlich nicht mehr bindend sei. Andere unterstützten die „kleine“ Einheitsgemeinde. Und ein Bürger meinte, dass wohl in fünf bis zehn Jahren sowieso umwälzende Änderungen in Sachen Kommunen anstünden, etwa mit einer Göltzschtalstadt. Eine endgültige Entscheidung, ob Bergen das Verfahren am OVG doch fortsetzt, wird der Rat voraussichtlich am 23. Mai fällen.
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