Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Montag, d. 25.06.2007
„Lustiger Haufen“ findet sich ein

19. Dreiradtreffen in Bergen zieht 50 Enthusiasten aus ganz Deutschland an

Von Margitta Rosenbaum

Bergen. Wenn Fahrzeuge Geschichten erzählen könnten, dann wäre am Samstag ein ganzes Buch entstanden. Fast 50 Dreiräder konnten die zahlreichen Besucher des 19. Internationalen Dreiradtreffens aus nah und fern auf dem Sportplatz begutachten. Am Vormittag war die bunte Schar zu einer Rundfahrt durch das Vogtland mit Halt an der Göltzschtalbrücke unterwegs. Die Teilnehmer kamen aus allen Richtungen der Bundesrepublik. Fahrer aus dem Ausland waren leider nicht gekommen.

Die Mühe der Oldtimerfreunde Bergen/Werda, die das Treffen in diesem Jahr organisiert haben, hat sich gelohnt. Die Dreiradfahrer lobten die gute Organisation und die schöne Landschaft. Die Fahrzeugpräsentation auf dem Sportplatz lockte zahlreiche Besucher aus Bergen und dem weiteren Umfeld an. Alle Teilnehmer bekamen eine Blechplakette für ihr Fahrzeug und einen Oelsnitzer Teppich zur Erinnerung. Die beiden Fahrer, die den weitesten Weg zurück gelegt hatten, wurden besonders prämiert. Ulf Retta aus Reichau hatte 649 km mit seinem Duo 4-1 zurück gelegt. Nur fünf Kilometer weniger war Norbert Disse aus Eisendorf, beide Orte liegen in der Nähe von Kiel, gefahren. Er ist stolzer Besitzer eines Tempo Boy.

Das älteste Fahrzeug kam aus St. Gangloff, Thüringen. Das Zündapp Transportdreirad mit 4,5 PS wurde im Jahr 1927 gebaut. Karl Heinz Baetz aus Zeuthen bei Berlin ist mit seinem Goliath Pionier der treueste Teilnehmer. Er hat bisher nur ein einziges der 19 Dreiradtreffen versäumt.

Karl Hoffmann war mit der ganzen Familie angereist. Seine Frau, sein Sohn, die Schwiegertochter, der Neffe und der Hund kamen aus Leipzig-Baalsdorf nach Bergen. „Bergen kommt von bergig“, ist sein Resümee nach der Rundfahrt. Die Berge des Vogtlands haben seinem Goliath, der ganze 5,5 PS hat, ganz schön was abverlangt. „Mein Fahrzeug wurde in Bremen gebaut und nicht in Annaberg“, nimmt der Dreiradfahrer sein gutes Stück in Schutz. Ein Dreirad hat nicht jeder, erklärt Hoffmann den besonderen Reiz dieser Fahrzeuge. Sein Sohn Marco ist ebenfalls begeisterter Dreiradfahrer. Er gestaltet die Homepage www.dreiradtreffen.de. „Wir sind ein lustiger Haufen Dreiradverrückter“, bezeichnet der junge Mann dort das Treffen, das jährlich an einem anderen Ort ausgerichtet wird. Lustig sind die Dreiradfahrer durchaus. So kommentierten sie auch das wechselhafte Wetter am Samstag: „Wenn der liebe Gott drei Räder sieht, dann wendet er sich ab und die Tränen fließen“, erzählte Hoffmann fröhlich und ließ sich den Spaß nicht verderben.

Auch Christian Metzeroth aus Glauchau war mit zwei erwachsenen Söhnen angereist. Jeder von ihnen hatte ein Dreirad zu lenken. Der Tischlermeister hat bis vor 20 Jahren noch die Möbel mit seinem Tempo-Dreirad, Baujahr 1943, abgeholt. Dann stand es 15 Jahre in der Garage, bis er auf die Dreiradtreffen stieß. Seither zieht Metzeroth einmal im Jahr mit dem Tempo los. Anders ist das bei seinem Sohn Andreas. Der besitzt auch ein Tempo-Dreirad. Dafür hat er kein Auto. Der junge Mann fährt damit schon mal an einem Tag bis nach Hamburg, und auch in München war er damit schon. Sein Dreirad ist regulär für den Straßenverkehr angemeldet. Dieses Tempo-Dreirad wurde in Indien gebaut, wo der Typ heute noch als Rikscha für bis zu 20 Personen genutzt wird. In Deutschland darf dieses Dreirad nicht schneller als 25 km/h fahren, weil die Türen nach vorne öffnen. Aber 50 km/h schafft es schon, verrät Metzeroth.

Auch das dritte Tempo-Dreirad der Familie Metzeroth hat eine Geschichte zu erzählen. Es stand 30 Jahre lang eingemauert in einer Garage. Die Kinder erwarben es und schenkten es dem Vater zum 50. Geburtstag. Dieses Dreirad wurde 1938 gebaut und hat noch den Original- Lack von damals. Obwohl es nicht so farbenprächtig wie die anderen daher kommt, soll es so erhalten bleiben. Nach der Fahrzeugpräsentation luden die Oldtimerfreunde zum Lagerfeuer auf den Streuberg ein. Dort waren die „Freunde der kleinen Lastesel“ dann unter sich zum Fachsimpeln und zu „Benzingesprächen“.

Am Samstagmorgen starteten die Dreirad-Freunde zu ihrer Rundfahrt durch das Vogtland. –Foto: Joachim Thoss