Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Freitag, d. 05.12.2008
Aus Bergens Spitzentagen
Adventsausstellung der Heimatfreunde widmet sich Stickerei und Landwirtschaft

Von Sybille Güntzel-Lingner

Bergen. Die Ausstellung des Heimatvereins Bergen am 2. und 3. Advent ist zwei für den Ort typischen Erwerbszweigen vergangener Jahrhunderte gewidmet: der Stickerei und der Landwirtschaft.

Das Team um Vereinschef Werner Kaiser zeigt am Beispiel von Bildern, Dokumenten und Exponaten, die Entwicklung der Stickerei von 1880 bis 2001 auf. Neben Tirpersdorf war Bergen einst das bedeutendste Stickereidorf in der Region. In den Hinterhäusern vieler Wohngebäude standen Stickmaschinen. Zuerst die Hand- und Schiffchenstickmaschinen, später die Stickautomaten. Den Höhepunkt erreichte der Ort um 1911, als in Bergen 265 Stickmaschinen mit Motorantrieb standen. Die Zahl der Einwohner stieg damals von 800 auf 1800 Leute an. „Ein Aufschwung, der nie wiederkommt“, so Heimatfreund Ekkehard Mothes, der die Chronik der alten Erwerbszweige anschaulich dargestellt hat. Auf Fotos zu sehen sind viele der ehemaligen Stickereihäuser, die inzwischen zu Wohn- und anderen Zwecken umgebaut sind.

Gezeigt werden auch Stickereien, viele davon aus dem Besitz von Karin Zimmer. Sie gilt als letzte klassische Stickerin von Bergen und arbeitete bis 2001 für die Modespitze. Als einzige im Ort hat sich Helga Dannler mit modernen computergesteuerten Mehrkopfstickautomaten etabliert. Sie produziert in Stoff gestickte Monogramme und Motive. Zu sehen ist auch ihr Meisterstück, eine klassische Ätzspitze mit eingesetzter Tüllbordüre.

Interessante Einblicke gibt es in der Ausstellung auch die Bergener Landwirtschaft, deren Entwicklung vom Feudalsystem um 1812 bis zur LPG-Gründung im Jahre 1960 dargestellt wird. Bemerkenswert sind die gezeigte Verschmelzungsurkunde über die Vereinigung der politischen mit der noch existierenden Altgemeinde Bergen von 1858 sowie das Gründungsprotokoll der LPG aus dem Jahr 1960. Zu sehen sind auch Fotos alter Bauerngehöfte, unter anderem das ehemalige Rittergut im heutigen Zustand.

Service

Die Ausstellung findet im Vereinszimmer der Heimatfreunde in der ehemaligen Schule Bergen statt. Geöffnet ist am 2. und 3. Adventssonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr.

Karin Zimmer gilt als die letzte klassische Stickerin in Bergen. Auch von ihr sind Arbeiten in der Adventsausstellung des Heimatvereins zu sehen. –Foto: Silke Keller-Thoß