Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Freitag, d. 15.01.2010
Erste Bürgersolaranlage der Region eingeweiht
Anlage steht auf Dach des Bergener Kindergartens und speist maximal 13,37 Kilowatt Elektroenergie pro Stunde ein

Von Lutz Hergert

Bergen. Die erste Bürgersolaranlage im Vogtland ist gestern in Bergen offiziell eingeweiht worden. Sie steht auf dem Dach des Kindergartens und wurde kurz vor Weihnachten von der Oelsnitzer Firma Ralux AG installiert.

„Wir sind froh, dass die Anlage noch im vergangenen Jahr in Betrieb ging, weil die Einspeisegebühr da noch höher war“, sagt Timo Zimmer. Er ist Mitglied der die Anlage betreibenden und finanzierenden 13-köpfigen Bürgersolargesellschaft sowie deren Sprecher. Die Bürgersolar Bergen GbR wurde am 17. September gründet. Die Anlage hat 45.000 Euro gekostet. 36.000 Euro davon werden über einen Kredit der sächsischen Aufbaubank finanziert, den die Mitglieder in den nächsten Jahren zurückzahlen müssen.

Bergens Bürgermeister Volker Trapp freut sich über die Anlage, auch wenn er zugibt, dass er dem Projekt anfangs skeptisch gegenüberstand. „Es wurde festgelegt, dass die mit der GbR vertraglich festgelegte Jahresmiete in Höhe von 250 Euro im Jahr direkt in den Kindergarten zurück fließt.“ Trapp selbst ist nicht Mitglied in der GbR, da er aufgrund seiner Funktion als Chef der Bergener Ortsverwaltung befangen ist.

Die Anlage wird von Elektroingenieur Matthias Blechschmidt betreut. Er arbeitet in einem Falkensteiner Ingenieurbüro und hat sich zu dem Thema in einem Lehrgang im Management dezentrale Energieeinspeisung mit Schwerpunkt erneuerbare Energie weitergebildet. Nach seinen Worten hat die Anlage sogar gestern Energie geliefert, obwohl keine Sonne schien. „Seit dem Anschließen am 21. Dezember wurde von der Anlage 108 Kilowattstunden Elektroenergie ins Netz eingespeist. Die Prognose für den Monat Januar liegt bei einer Einspeisung von rund 300 Kilowattstunden.“ Die Vorhersage über den Ertrag liegt bei 4800 bis 5300 Euro pro Jahr. Die maximale Einspeisung liegt bei 13,37 Kilowatt pro Stunde.

Als Pionierleistung für das Vogtland bezeichnet Walter Gusek den Aufbau der Bergener Bürgersolaranlage. Nach den Worten des Klimaschutzbeauftragten des Fördervereins Klimaschutz Vogtland „gab es zuerst große Bedenken und keine Interessenten“ für solch ein Geschäftsmodell. Auch die Banken hätten sich zuerst sehr in Zurückhaltung geübt. Gespräche, ebenfalls auf Dächern kommunaler Häuser solche Anlagen zu errichten, gibt es laut Gusek derzeit in Lengenfeld, Rodewisch und Falkenstein.

Die zweite Bürgersolaranlage im Vogtland befindet sich auf einem Dach in der Agrargenossenschaft Theuma. Nach Aussagen von Marco Fietz, Geschäftsführer der Oelsnitzer Ralux AG, hat die Anlage eine Fläche von rund 600 Quadratmetern, während die in Bergen etwa 95 Quadratmeter groß ist.

Solartechnik auf dem Dach des Kindergartens und Spielzeug für die Kinder. Justus, Carlo, Sarah und Janine bekamen gestern anlässlich der Einweihung der Bergener Bürgersolaranlage Spielzeug. Neben Kindergartenleiterin Ramona Sander sind der Sprecher der GbR Timo Zimmer (links) und Marco Fietz, Geschäftsführer der Firma Ralux, im Bild. –Foto: Silke Keller-Thoß





STICHWORT

Bürgersolaranlage

Als Bürgersolaranlage bezeichnet man eine von mehreren Privatpersonen gemeinsam betriebene Photovoltaikanlage. Betrieben werden diese Anlagen meist in der Rechtsform einer Kommanditgesellschaft (KG), Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) oder einer Genossenschaft. Die Mitglieder investieren entweder ihr Geld in den Bau einer solchen Anlage, oder sie nutzen Kredite beispielsweise der Sächsischen Aufbaubank. Dafür tragen sich auch das Risiko. Am Ende fließen ihnen die Einnahmen für die ins Netz eingespeiste Elektroenergie zu. (lh)