Von Heike Mann

Bergen. Günter Kröger aus Plauen war mal Kapitän bei der Fischfangflotte. Heute schreibt er Bücher, hat einen eigenen Verlag gegründet und hält die Verbindung zu vielen ehemaligen Hochseefischern. Renate Böttcher aus Treuen betreibt Ahnenforschung zu ihrer Familie. Riesig ist die Menge an Daten, die sie jetzt in übersichtlicher Form zusammenstellen will. Dieter Künzel und seine Frau Gudrun aus Adorf wollen Urlaubsdias digitalisieren, bearbeiten und anderen senden. Sie und weitere Frauen und Männer jenseits der 60 gehören dem Seniorencomputerclub Vogtland an. Hervorgegangen aus einem über das Programm 50 plus geförderten Lehrgang am Berufsschulzentrum für Wirtschaft in Plauen, trifft man sich heute, vier Jahre später, immer noch. Regelmäßig auch in Bergen bei Bernd Windisch in der Neuen Scheune.

„Wir wissen von Leuten in Reichenbach, Auerbach, Plauen und Leubnitz, die sich ähnlich wie wir in Computerclubs treffen“, so Bernd Windisch. Bei den meisten sind nicht nur die Schläfen ergraut und so nennen sie sich Silver Actives, Silberfüchse oder Silberhörnchen. „Jetzt wollen wir gern den Schritt dahin machen, dass sich neue Clubs gründen, sich die einzelnen Clubs im Vogtland untereinander vernetzen und eine Informationsplattform geschaffen wird, die noch mehr den über 60-Jährigen Wissenswertes und Hilfreiches rund um den Computer und das Internet vermittelt.“ Ein solches Projekt anzuschieben, wurde mit Wohlwollen vom Landratsamt des Vogtlandkreises bedacht, ob es eine finanzielle Förderung gibt, stand in dem Schreiben vom Landrat nicht. Der Seniorencomputerclub Vogtland hat sich aber auch schon beim bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb „Wege ins Netz“ beworben. Referenten sollen gewonnen werden, die zu den verschiedenen Themen Vorträge halten. Über Links zu Volkshochschulen, Bildungsträgern und bei freien Anbietern will der Seniorencomputerclub Vogtland auf seiner Homepage auf Lehrgangsangebote in der Region aufmerksam machen.

Wenn sich die Frauen und Männer in ihrem Computerclub treffen, geht es meist damit los, dass man sich erzählt, was zuhause im stillen Stübchen allein, nicht so geklappt hat. „Hier kann man jede Frage stellen, und sei sie noch so dusselig. Da lacht keiner“, schätzt Renate Schwabe aus Treuen die lockere Atmosphäre in der Runde, zu der auch die Tasse Kaffee und das Stück Kuchen gehören. Bei den meisten Problemen kann Dietmar Eichhorn helfen. Günter Kröger nennt ihn „unseren Vordenker“, andere sagen, er sei ihr „Guru“ oder „Meister“. Eichhorn hat den Lehrgang am Plauener BSW geleitet, und er ist den Senioren als Berater erhalten geblieben. „Das Internet bietet eine Unmenge von Möglichkeiten“, weiß er. Sein persönliches Hobby ist die Bildbearbeitung. Hier kann er den Frauen und Männern im Computerclub viele Kniffs vermitteln.

Aber auch die Wissensaneignung auf schnellem Weg, das Versenden von E-Mails mit Anhängen – zum Beispiel an die Enkel, die mitunter zum Studium in aller Welt verstreut sind – oder einfach nur die Bereicherung der mit dem Austritt aus dem Berufsleben neu gewonnenen Freizeit – all das sind Gründe, warum sich Leute über 60 zunehmend mit der Technik beschäftigen. Laut Statistiken der IT-Branche ist seit einiger Zeit die Altersgruppe 60 plus die umsatzstärkste Zielgruppe mit den höchsten Steigerungsraten beim Kauf von Computertechnik.

www.scc-vogtland.de

Was die Frauen und Männer jenseits der 60 in ihrem Seniorencomputerclub treiben, interessierte auch ein Team der Redaktion „Blickpunkt“ des ZDF. Bei Bernd Windisch in Bergen wollte man wissen, warum Senioren sich ins Internet begeben. Darüber berichtet wird am 8. August, 10.15 Uhr. –Foto: Silke Keller-Thoß