Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Mittwoch, d. 22.09.2010
Steppkes holen sich Tipps bei Geräuschemacher
Projekt „Ich höre was, was du nicht hörst“ will Vorschulkindern in Bergen auf altersgerechte Weise Medienkompetenz vermitteln

Von Sylvia Dienel

Bergen. Was passiert, wenn 53 getrocknete Erbsen aus 50 Zentimeter Höhe auf ein großes Sieb fallen? Es regnet – und den Kindern steht vor Staunen der Mund offen. Hört sich doch die Landung der kleinen grünen Kugeln tatsächlich so an, als ob Regentropfen auf ein Dach prasseln würden.

Dann fragt „Regenmacher“ Jörg Klinkenberg in die Runde, wie ein Frosch täuschend echt imitiert werden kann und zieht aus einem der zahlreichen Koffer, die er um sich herum aufgetürmt hat, eine handelsübliche Tasse hervor. Innen angefeuchtet, mit den Fingern auf der nassen Keramikoberfläche kräftig entlang geschabt – schon ist ein zartes Quaken zu hören. Und der gut ausgerüstete Mann aus Berlin hat noch mehr Überraschungen im Gepäck: Man nehme einen handelsüblichen Gummihandschuh, fülle selbigen zur Hälfte mit Wasser, halte ihn in einer Hand und walke ihn mit der anderen gut durch – fertig ist das Matschgeräusch.

Klinkenberg, seit 20 Jahren professioneller Geräuschemacher für Film und Fernsehen, war gestern zu Gast in der Bergener Kita „Am Ententeich“. Sein Besuch ist Teil eines viermonatigen medienpädagogischen Projektes mit dem Titel „Ich höre was, was du nicht hörst“, an dem die Einrichtung teilnimmt. Seit August beschäftigen sich die Vorschulkinder einmal pro Woche mit dem Thema Hören. „In der Anfangsphase haben sie die Aufnahmetechnik kennen gelernt und sich mit unterschiedlichsten Geräuschen von der Tierstimme bis zum Düsenjet vertraut gemacht“, erklärt Erzieherin Sylvia Asmussen. Vorige Woche wurde der Anatomie und Funktionsweise des Ohres spielerisch auf den Grund gegangen.

Die 15 Steppkes waren also gut vorbereitet und auch sämtliche Textzeilen für ihr Singspiel „Wir gehen auf Bärenjagd“, das sie gemeinsam mit Klinkenberg auf CD brachten, sorgfältig auswendig gelernt. „Am Ende soll eine Hörgeschichte entstehen, die sie zum Beispiel ihren Eltern als Weihnachtsgeschenk überreichen können“, verrät Asmussen. Man wolle einerseits den Hörsinn schärfen und andererseits altersgerechte Medienkompetenz vermitteln, beschreibt die Erzieherin Sinn und Zweck der Teilnahme.

Bereits im Frühjahr hatte sich der Kindergarten beim Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanal in Leipzig, der das Projekt durchführt, beworben und wurde als einer von vier sächsischen Standorten ausgewählt. „Wir haben uns absichtlich für den ländlichen Raum entschieden“, erklärt Projektleiterin Franziska Krzeminski. „In großen Städten gibt es genügend Angebote wie diese.“

Geräuschemacher Jörg Klinkenberg zeigt den Vorschulkindern der Bergener Kindereinrichtung, wie verschiedene Geräusche erzeugt werden: Zum Beispiel Regen – indem man Erbsen in ein Sieb fallen lässt. –Foto: Silke Keller-Thoß