Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Freitag, d. 18.02.2011

 

Voller Leidenschaft für vogtländische Volkstänze
Die Trachtentanzgruppe Bergen trauert – und mit ihr viele, die sich um den Volkstanz im Vogtland bemühen: Nur wenige Tage vor ihrem 86. Geburtstag ist Ilse Weidlich gestorben.

VON MARGITTA ROSENBAUM

BERGEN/FALKENSTEIN —Ohne Ilse Weidlich gäbe es weder die Trachtentanzgruppe Bergen noch die Tanzgruppe innerhalb der Trachtengruppe Schöneck, davon sind die Leiterinnen der beiden Gruppen überzeugt. Ilse Weidlich wohnte in Falkenstein. Sie leitete die Bergener Trachtentanzgruppe seit der Gründung 1993. Bereits in den 1960er-Jahren hatte sie im damaligen Bekleidungswerk eine solche Gruppe angeleitet. Dafür hatte sie alte Volkstänze ausfindig gemacht. Besonders die traditionellen vogtländischen Weisen, wie „Zen Schnedderedäng de Luft is raa“ lagen ihr am Herzen. Neben den überlieferten Tänzen bemühte sie sich auch, neue Tänze zu den alten Melodien zu gestalten.

Bis zuletzt war Ilse Weidlich Vorstandsmitglied der Trachtentanzgruppe Bergen. Der Verein ernannte sie im vergangenen Jahr zum Ehrenmitglied. Sie leitete nicht nur ihre Gruppe an, sondern tanzte bis vor wenigen Jahren noch selbst mit. Erst seit etwa drei Jahren stand sie den Gruppen nur noch als Beraterin zur Seite. Sabine Wunderlich, die jetzt die Leitung der Trachtentanzgruppe Bergen übernommen hat, bewundert die Leidenschaft und den selbstlosen Einsatz von Ilse Weidlich. „An sich selbst dachte sie wohl immer zuletzt“, sagt sie über Ilse Weidlichs Arbeit im Verein. Nicht nur bei den Volkstänzern, auch im TV 1840 Falkenstein übernahm sie Leitungsaufgaben.

Besonders stolz war Ilse Weidlich, wenn ihre Gruppe zu Auftritten eingeladen wurde. Zu Aufführungen im Vogtland, etwa beim Tag der Vogtländer, kamen auch überregionale Treffen.

Seit 2004 hatte Ilse Weidlich auch die Tanzgruppe der Trachtengruppe Schöneck geleitet und passende Tänze und Musikstücke ausgewählt. Sie fand stets eine für die Gruppe umsetzbare Choreografie, erinnert sich Doris Wildgrube. Dank der Beharrlichkeit von Ilse Weidlich konnten die Schönecker bereits nach einem Jahr in der Öffentlichkeit auftreten. „Ilse Weidlich verstand es, ihre Begeisterung für den Volkstanz auf alle Tänzerinnen und Tänzer zu übertragen“, sagt Wildgrube.

Den Begriff „Ehrenamt“ nahm Ilse Weidlich wörtlich: eine Vergütung für ihre Tätigkeit lehnte sie immer ab. Der Vogtlandkreis zeichnete sie im Jahr 2004 für ihre Tätigkeit im Ehrenamt aus.

Ihr Tod ist für den Volkstanz im Vogtland ein schwerer Verlust, da sind sich Sabine Wunderlich und Doris Wildgrube einig. Die Vereine wollen ihr ein ehrendes Andenken bewahren, indem sie sich bemühen, auch weiterhin volkstümliche Weisen an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben.

Die Trachtentanzgruppe Bergen mit ihrer langjährigen Leiterin Ilse Weidlich (rechts, ohne Kostüm). Das Foto entstand anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Gruppe im Jahr 2008. FOTO: SILKE KELLER-THOSS/ARCHIV