Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Freitag, d. 20.05.2011
Bürgerprotest rettet Baudenkmal
Der Landkreis wollte sie kurzerhand abreißen. Doch der Freistaat hat die alte Bahnbrücke bei Bergen unter Denkmalschutz gestellt – einer Bürgerinitiative sei Dank.

VON JÜRGEN HÜBNER

FALKENSTEIN/BERGEN — Eine der ältesten Eisenbahnbrücken Sachsens, die zugleich ein Baudenkmal regionaler Verkehrsgeschichte des 19. Jahrhunderts ist, wurde vor der Abrissbirne gerettet. Tobias Erler und die von ihm initiierte Bürgerinitiative freut das besonders. Der Falkensteiner hatte sich mit anderen Eisenbahnfreunden der Region vehement für den Erhalt der ehemaligen Bahnhofsbrücke bei Bergen eingesetzt, die laut den Planungen des Landratsamtes im Zuge des Radwegbaus von Falkenstein nach Oelsnitz weichen sollte.

„Wer Erzzüge ausgehalten hat, hält heute auch Radfahrer aus.“
Schreiben der Denkmalschutzbehörde

Auch etliche Einwohner der umliegenden Ortschaften hatten nach dem von heftigen Protesten begleiteten Abbruch der alten Bahnbrücke nahe Oberlauterbach die Aktion unterstützt. Zum bereits erfolgten Brückenabriss an der Bundesstraße 169 bei Oberlauterbach hatte das Landratsamt als Auftraggeber auf Nachfrage von „Freie Presse“ argumentiert: „Der Abbruch der Brücke ist nicht als Folge des Radwegbaus zu sehen, sondern das Bauwerk entspricht in keiner Weise einer sicheren und uneingeschränkten Verkehrsführung.“ Auch die betagte Bergener Brücke sollte von der Bildfläche verschwinden, jedoch hatte das Landratsamt offenbar nicht mit dem heftigen Gegenwind gerechnet.

In einem Schreiben begründet die Denkmalschutzbehörde in Dresden nun ihre Entscheidung zur Bewahrung des Bauwerkes unter anderem damit, dass die Steinbogenbrücke bei Bergen „in ihrer Gestalt ein frühes Zeugnis sächsischen Eisenbahnwesens“ sei. Sowohl von ihrer Bauart als auch von ihrer verkehrsund technikgeschichtlichen Bedeutung her sei das Bauwerk Vertreter eines vergangenen Zeitalters, das für die Region durch die Entwicklung der Eisenbahn einen wirtschaftlichen Aufschwung brachte. Außerdem mahnt die Behörde die Nutzung unter anderem dieser Brücke für eine touristische Erschließung des Radweges Oelsnitz-Falkenstein an. Zitat: „Wer Erzzüge ausgehalten hat, hält heute auch Radfahrer aus“.

Michael Lienemann, der die Denkmalschutzbehörde in Dresden informiert hatte, ist sich sicher, dass die Bergener Brücke ohne den Protest schon weg wäre. „Leider kommen die Aktivitäten für die Brücke bei Oberlauterbach zu spät, die vom baulichen Zustand her vermutlich noch besser als die Bergener war.“

Michael Auerbach, Amtsleiter Straßenunterhalt im Landratsamt, erklärt, das Kreisbauamt habe einen Antrag für die denkmalschutzrechtliche Genehmigung zur Einbeziehung der Brücke in die touristische Infrastruktur gestellt. Auerbach: „Der jetzige Bauzustand bleibt erhalten. Der erfolgte Teilabbruch fand statt, bevor die Denkmalunterschutzstellung erfolgte.“ Sicherungen werde man dort anbringen.


Ursula Fuchs und Jörg Braun aus Bergen radeln unter der Brücke entlang, die jetzt zum Denkmal erklärt und gerettet wurde. FOTO: SILKE KELLER-THOß