Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Donnerstag, d. 09.06.2011
Idyllisches Plätzchen für Feinschmecker
Über Bergen thront das Landhaus Marienstein: Während im Hotel Wohnlichkeit und Stil großgeschrieben werden, versprüht die Jagdhütte rustikalen Charme.

VON SYLVIA DIENEL

BERGEN —Wie ein roter Faden zieht sich der Landhauscharakter durch das Fachwerkhaus. Holzmöbel strahlen Ruhe und Behaglichkeit aus. Liebe zum Detail ist auf Schritt und Tritt zu erkennen. Dezentes Kerzenlicht empfängt den Gast im Eingangsbereich und trägt mit dem gut gefüllten Bücherregal im Herrenzimmer zur Wohlfühl-Atmosphäre bei. Das Ziel von Hausherr Frank Straubel ist ganz offenkundig, seinen Gästen ein „Ich-bin-zuhause- Gefühl“ zu vermitteln.

1936 begannen die Arbeiten an dem heute denkmalgeschützten Landhaus Marienstein. Abgeschlossen werden konnten sie nicht. „Das haben die Kriegswirren verhindert“, weiß Straubel. Während der DDR-Ära als Jugendherberge genutzt, entdeckten der erfahrene Hotelier und seine Frau Claudia Straubel den mitten in der Natur gelegenen Geheimtipp 1993.

Die neuen Inhaber integrierten eine Terrasse mit der Gemeinde zu Füßen sowie Ausblick auf die nähere Umgebung und statteten das Hotel mit Wellness- Einrichtungen aus. Wer beim Speisen noch mehr Ruhe sucht, kann im Pavillon Platz nehmen. Einen knappen Kilometer vom Landhaus Marienstein entfernt steht eine Jagdhütte, die Privatsphäre garantiert – und ganz ohne Strom und Heizung auskommt. Dort werden Dinner für Verliebte angeboten und ein alter Kohleherd angeworfen. „Die Leute können sich zu zweit bekochen und bedienen lassen“, erklärt Straubel.

In der Küche gilt das Prinzip „Weniger ist mehr“. Einmal pro Woche wird die bewusst übersichtlich gehaltene Karte mit neuen Kreationen versehen. Ideen holen sich Straubel und sein Koch Dave Pfeifer in unterschiedlichen Ländern. Dabei wird Wert auf nicht alltägliche Zutaten gelegt. „Forelle und Karpfen kann man überall essen, außerdem haben wir keinen eigenen Teich“, nennt er ein Beispiel. Kulinarische Experimente und Trends seien aber immer nur so weit umsetzbar, wie es die Gäste wünschen, betont der Inhaber. Da befinde man sich „noch immer in der Testphase“.

Straubel stellt eine zunehmende Aufgeschlossenheit der Vogtländer Neuem gegenüber fest. Umgekehrt sollte es der Gastronom seiner Auffassung nach verstehen, Interesse zu wecken, sagt der gebürtige Zwickauer. „Man muss den Gast mit Charme überzeugen, dass er probiert.“


Inhaber Frank Straubel auf der Terrasse des Landhauses Marienstein in Bergen. FOTOS: SILKE KELLER-THOSS

„Kunsthandwerker“ steht in der Küche

Absolut ehrlich muss die Küche gegenüber dem Gast sein, finden Dave Pfeifer (Foto) und sein Chef Frank Straubel. Auch ein bisschen anders, modern, leicht, international. Weil diese Grundsätze im Restaurantkonzept einen zentralen Platz einnehmen, hat der 22-Jährige seinen Arbeitsmittelpunkt vor zwei Monaten vom Allgäu nach Bergen verlegt. Wenn es die Umstände erfordern, steht Frank Straubel seinem „Kunsthandwerker“, wie er den passionierten Koch zu nennen pflegt, mit nicht weniger Leidenschaft am Herd zur Seite.

Hausspezialität Gebratene Dorade: Nach dem Anbraten zwischen Haut und Fleisch Bärlauch-Kartoffelpüree spritzen. Grüne Linsen kochen, Schalotten andünsten, Linsen dazugeben, mit Brühe ablöschen. Mit Balsamico- Creme, Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken. Für den Speckschaum Brühe (außer Fisch) mit einem Schuss Sahne verfeinern, Speckabschnitte beigeben, eine Stunde sanft köcheln. Sud durch ein Sieb passieren. Gefüllte Dorade auf das Linsen-Bett setzen, Tellerrand mit Speckschaum dekorieren.

Preise

Tasse Kaffee: 2,10 Euro
Wasser (0,25 l): 2,00 Euro
Pils (0,25 l): 2,50 Euro
Speisen von 5,85 Euro (Lauchsuppe mit Pastabeutelchen) bis 22,55 Euro (Duett von Lachs und Doradenfilet).


SERVICE

Hotel Landhaus Marienstein, Thomas- Müntzer-Straße 9, 08239 Bergen, Ruf 037463 8510. Täglich ab 17 Uhr geöffnet. Voranmeldung erwünscht. Das Restaurant ist über die Terrassemit Rollstuhl erreichbar, behindertenfreundliche Toilette vorhanden.

www.landhaus-marienstein.de