Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Donnerstag, d. 15.09.2011
Bergen befürchtet Kostenlawine
Auf dem neuen Radweg zwischen Falkenstein und Oelsnitz rollen die Räder. Doch weil die Anliegerkommunen die Baulast übernehmen sollen, sorgt man sich in den Jägerswald- Orten über die damit verbundenen Folgekosten.

VON SYLVIA DIENEL

BERGEN — Der Bergener Gemeinderat sieht Nachbesserungsbedarf beim Konzept für den Radweg zwischen Falkenstein und Oelsnitz und hat deshalb zur Sitzung am Dienstag von einem Beschluss Abstand genommen. Gegenstand des Beschlusses ist eine Vereinbarung zwischen der Gemeinde und dem Vogtlandkreis zur Planung, Durchführung, Widmung und Übertragung der Baulast für den rund 4,7 Kilometer langen Abschnitt des Radweges, der über Bergener Flur verläuft. Weil aus Sicht der Gemeinderäte und nach Meinung von zur Sitzung anwesender Bürger einige Punkte Klärungsbedarf erfordern, will man zunächst die weitere Bearbeitung abwarten.

„Das kann ein Fass ohne Boden werden, wo wir uns dumm und dämlich zahlen.“ Günter Ackermann Gemeinderat

Ein zentrale Frage ist die nach den Kosten: Weil Bergen wie jede andere Wegeigentümer-Kommune die Baulast tragen soll, sehen Bürgermeister Volkmar Trapp (parteilos) und seine Räte eine Kostenlawine auf den Gemeindehaushalt zurollen. „Der Radweg ist eine schöne Sache und hebt unsere touristische Attraktivität, aber da ist ein öffentlicher Wirtschaftsweg umfunktioniert worden“, betonte Günter Ackermann (Freie Wähler). „Das kann ein Fass ohne Boden werden, wo wir uns dumm und dämlich zahlen“, machte er seine Bedenken deutlich. Zudem verwies er auf 40 Tonnen schwere Fahrzeuge, die den Weg mit nutzen. Eine zu große Belastung mit unabsehbaren Folgekosten, das finden auch andere Ratsmitglieder.

Tatsache ist, dass der asphaltierte Radweg auf der stillgelegten Bahnstrecke zwischen Falkenstein und Oelsnitz auch ein Forst- und Wirtschaftsweg bleiben wird. Alternativen gäbe es nicht, machte Bürgermeister Trapp klar. „Die Waldbesitzer kommen nicht anders an ihre Grundstücke ran.“ Ackermann legte indes nahe, den Bauträger nachweisen zu lassen, dass der bislang noch nicht gewidmete Weg dieser Belastung dauerhaft standhält, ohne Schaden zu nehmen.

Bedenken wegen der Folgekosten durch Übernahme der Baulast durch die Anliegerkommunen hatte vorige Woche bereits der Gemeinderat Theuma geäußert. Auch dort war das Ansinnen des Landkreises abgelehnt worden, weil man die Belastung für die Gemeindekasse befürchtet

Gelassener in die Zukunft blicken können die Bergener dagegen bei der Verantwortlichkeit für Unfälle entlang des gemeindeeigenen Streckenabschnittes. „Der Kommunale Schadensausgleich übernimmt den Deckungsschutz“, erklärte Carmen Funke (CDU), Vorsitzende des Verwaltungsverbandes Jägerswald, dem Bergen angehört.

Die nach langem Kampf erhaltene alte Bahnbrücke als Bestandteil des Radweges wird laut Trapp ebenfalls mit einer Asphaltdecke versehen. Zur Sicherheit soll das Viadukt zusätzlich ein Geländer erhalten.

Einverstanden erklärte sich der Gemeinderat mit dem Wegfall der Planungsfeststellung und -genehmigung für den Radweg und erteilte damit die Baufreigabe. In bestimmten Fällen sei ein vereinfachtes Verfahren möglich, erläuterte die Verbandsvorsitzende Funke zum Hintergrund. „Weil keine gravierenden Eingriffe in die Umwelt vorgesehen sind, ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung nicht erforderlich. Es wird aber einen landschaftspflegerischen Begleitplan geben.“