Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Freitag, d. 23.09.2011
Bergens Hochzeit mit Falkenstein platzt
Das sächsische Innenministerium lehnt den Austritt des Ortes aus dem Verwaltungsverband Jägerswald ab. Doch der will bei seinem Weg bleiben.

VON LUTZ HERGERT

BERGEN/TIRPERSDORF —Die Hochzeit von Bergen und Falkenstein ist geplatzt. Das sächsische Innenministerium und der Vogtlandkreis haben den Austritt des Ortes aus dem Verwaltungsverband Jägerswald abgelehnt. Den entsprechenden Bescheid bekamen Gemeinde und Verband vom Landratsamt zugestellt.

„Bergen will mit der Eingemeindung nach Falkenstein als einziger Ort des Verbandes einen eigenen Weg gehen. Eine andere Situation wäre eingetreten, wenn alle Verbandsgemeinden eine neue Orientierung suchen würden. Doch das ist nicht der Fall“, gab gestern Verbandschefin Carmen Funke die Begründung der Ablehnung des Bergener Weges aus Dresdener Sicht wieder. Zu Jägerswald gehören Werda, Theuma, Tirpersdorf und Bergen.

„Total enttäuscht“ ist der Bergener Bürgermeister Volkmar Trapp. Er geht davon aus, dass der Gemeinderat in einer Sondersitzung am Dienstagabend dem Bescheid widersprechen wird. „Für mich ist das eine nicht nachvollziehbare Einschränkung der Demokratie. Es wird der einstimmige Beschluss des Gemeinderates ignoriert. Ich würde es noch verstehen, wenn die Ablehnung des Wegs nach Falkenstein mit Fehlern auf unserer Seite begründet worden wäre. Aber das ist nicht so. Wir haben alles richtig gemacht.“

Bedenken zur Eingemeindung Bergens nach Falkenstein hatte laut Carmen Funke auch der Landkreis. „Die Rechtsaufsicht sieht durch den Austritt des Ortes das Gemeinwohl der restlichen Verbandsgemeinden in Gefahr.“ Mit dem Rückzug würde die Einwohnerzahl einer möglichen Einheitsgemeinde von heute 5130 auf etwa 4100 sinken. Das sächsische Leitbild über künftige Gemeindegrößen sieht eine Einwohnerzahl von 5000 Menschen vor. Das Landratsamt argumentiert weiter damit, dass die Gründung des Verwaltungsverbandes 1998 freiwillig erfolgt sei. Von Freiwilligkeit könne laut Trapp keine Rede sein: „Die Abstimmung über das Thema im Gemeinderat fand damals erst bei einem zweiten Versuch statt. Dort waren aber nur fünf Gemeinderäte anwesend.“ Die segneten den Beitritt Bergens in den Verband mehrheitlich ab.

Trapp kritisierte auch das Vorgehen der anderen Verbandsgemeinden. Die hatten jeweils einen Beschluss zum Jägerswald-Erhalt unter Mitgliedschaft von Bergen gefasst. „Das war über die Köpfe unserer Bürger hinweg. Ich würde mir nie erlauben, über die Bürger der anderen drei Orte zu entscheiden.“

„Die Tür für Bergen steht offen“, sagten gestern die Bürgermeister der anderen Verbandsgemeinden Carmen Funke (Werda), Reiner Körner (Tirpersdorf), und Sven Ronthaler (Theuma). Sie boten an, die Gründung der Einheitsgemeinde vorzubereiten. Eine Gründung bis 31. Dezember 2012 wäre wichtig, da dann der neue Ort 100 Euro pro Einwohner von Sachsen erhalten würde. Gespräche dazu könnten auf der nächsten Bürgermeisterberatung des Verbandes am Montag stattfinden.

Bergens Bürgermeister Volker Trapp vor dem Rathaus des Ortes.
Er lehnt weiter einen Verbleib der Gemeinde im Verwaltungsverband Jägerswald ab.
FOTO: SILKE KELLER-THOSS