Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Montag, d. 21.05.2012
Kantorenfamilie spielt in Bergen
Konzert stellt barocke Musik bekannter und weniger bekannter Meister vor

BERGEN — Mit dem alten englischen Volkslied „Unter den Linden grüne“ von Jacob van Eyck holte die Flötistin Claudia Helmbold am Samstag die Maienzeit in die Nicolaikirche von Bergen. Die Kirchgemeinde hatte zubarocker Musik eingeladen, die von einem Teil der Rodewischer Kantorenfamilie Weil bestritten wurde. Kantor Carlos Weil nahm an der Orgel Platz, seine Frau Claudia spielte die Blockflöte und Tochter Annegret Weil-Helmbold ließ ihren schönen Sopran erklingen.

Sie stellten einem kleinen Freundeskreis barocker Musik bekannte und weniger bekannte alte Meister vor. Die Art, die volle Orgel zu spielen, demonstrierte Weil mit einem vierstimmigen Stück von Samuel Scheidt, Organist zu Halle. Mit der Choralbearbeitung zu „Komm, Heiliger Geist, Herre Gott“ von Dietrich Buxtehude erinnerten die Musizierenden an das bevorstehende Pfingstfest. Johann Sebastian Bach, der von Buxtehude gelernt hatte, erwies den Bergenern mit einem weniger bekannten Orgelstück die Ehre, der Phantasie in G-dur, die dem französischen Stil nahekommt und mitunter dramatische Züge aufweist. Eher lieblich mutete dagegen der von Annegret Weil-Helmbold gesungene Choral „Owie selig seid ihr doch, ihr Frommen“ an. Fröhlich stimmte die Fuge in C-dur von Johann Pachelbel, und nach Italien entführten die Musizierenden mit einer Sonate von Benedetto Marcello. Zu den Musikstücken gab Kantor Weil kurze Einführungen. Dabei erfuhren die Zuhörer auch, dass der ursprünglich Bach zugeordnete „Lobgesang der Maria“ nach neuesten Erkenntnissen von Johann Ludwig Krebs komponiert wurde. Krebs lebte 1713 bis 1780 und war Organist in Zwickau. Bach dürfte sein großes Vorbild gewesen sein.

Die Rodewischer Kantorenfamilie musizierte kostenfrei. DieKollekte wird der Sanierung der Orgel zugutekommen. (güli)