Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Freitag, d. 29.06.2012
Kaninchenzüchter feiern ohne Nachwuchs
Rassekaninchenzüchterverein S 776 Bergen/Trieb begeht das 75-jährige Bestehen mit Festveranstaltung in Bergen

 

BERGEN/TRIEB — 75-Jährige können naturgemäß viel erzählen. Da bilden auch die Bergener und Trieber Rassekaninchenzüchter keine Ausnahme. Eine ganze Reihe Festredner wird sich deshalb morgen Abend zur Jubiläumsveranstaltung zu Wort melden. Und doch: Man muss sich auf die jüngere Vereinsgeschichte konzentrieren. Das heißt, Gründungsphase und Profilierungsjahrzehnte so gut wie vollständig ausblenden – zwangsläufig. „Von 1937 bis Ende der 70er-Jahre existieren fast keine Unterlagen mehr“, bedauert Jürgen Friebe, der Vorsitzender des Rassekaninchenzüchtervereins S 776 Bergen/Trieb.

Was zu dem Dokumentenverlust führte, kann niemand sagen. „Wahrscheinlich kommt es daher, dass sich unser Verein mehrfach mit Geflügelzüchtern zusammengetan und dann wieder getrennt hat“, sucht Friebe nach Anhaltspunkten.

Doch seit 1979 wird penibel gesammelt und abgeheftet. Damals übernahm Bernd Bräutigam die organisierten Kaninchenfreunde, bewahrte sie vor der Auflösung und blieb 30 Jahre an ihrer Spitze. „Er hat den Verein zu dem gemacht, was er heute ist: Einer der erfolgreichsten des Kreisverbandes“, unterstreicht Friebe. Zwei Deutsche Meister züchten in den eigenen Reihen: Bernd Weigel und Uwe Seifert.

Jürgen Friebe - Vorsitzender des Rassekaninchenzüchtervereins S 776 Bergen/Trieb FOTO: SILKE KELLER-THOSS/ARCHIV

Nie lagen Freude und Enttäuschung so eng beieinander wie im 75. Gründungsjahr. Jetzt ist der Nachwuchs nicht mehr nur dünn gesät, er fehlt ganz. „Mit Denise Andermann ist die letzte Jugendzüchterin dieses Jahr 18 geworden“, berichtet Friebe und hofft zwar, dass die Lücke bald gefüllt werden wird. Anlass zu Optimismus gibt es nach seiner Einschätzung aber wenig: „Es fehlt das Interesse bei jungen Leuten für dieses Hobby.“

Die alten Hasen halten die Truppe zusammen. Verantwortung und Gebundenheit würden abschrecken, davon ist der Vereinschef überzeugt. „Einen Computer kann man ausschalten, bei diesem Hobby geht das nicht. Und man braucht jemanden, der die Tiere versorgt, wenn man in Urlaub fahren will.“ Mit 49 Jahren gehört Friebe zu den jüngsten Mitgliedern. Er ist eines von 26 und nebenher Pressesprecher auf Kreisverbandsebene.

Seit Anfang der 1990er-Jahre machen die Bergener und Trieber Rassekaninchenzüchter bei Schauen gemeinsame Sache mit den Nachbarn in Werda. „Unsere Vereine sind für Einzelausstellungen zu klein“, begründet Jürgen Friebe. Zusammen können 180 bis 200 Kaninchen vorgestellt werden. „Dieses Jahr sind wir bei der 40. und 41. Ausgabe angekommen“, schaut das Vereinsoberhaupt auf November und Dezember, wenn traditionell Ausstellungssaison ist. Geburtstagsbedingt ist noch eine dritte Ausstellung in Planung. (dien)


SERVICE

Die Festveranstaltung findet morgen im Bergener Bürgerbegegnungszentrum statt und beginnt 18 Uhr.