Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Donnerstag, d. 02.08.2012
Retter vermitteln Wissen
Die Bergener Kindertagesstätte Am Ententeich hat gestern Vormittag die Feuerwehr gerufen – für Lernzwecke und gemeinsame Übungen.

VON SYLVIA DIENEL


BERGEN — Es ist ein Szenario, mit dem niemand konfrontiert werden möchte: Auf dem unbeaufsichtigten Herd fängt ein Topf Feuer, brennt lichterloh und droht, die Küche anzustecken. „Was muss man tun?“, fragt Phillipp Brockmann und spielt den Ablauf mit 35 Hort-und Kindergartenkindern durch.

Nach kurzer Bedenkzeit ruft jemand „112“. Der Feuerwehrmann nickt und will noch mehr wissen. Zum Beispiel, welche Informationen der Helfer am anderen Ende der Telefonverbindung unbedingt benötigt. Wieder müssen einige nicht lange überlegen: Was ist wo und wie passiert, wer ruft an, wie viele Personen sind verletzt? Dann können Phillipp Brockmann und sein Kamerad Andreas Böhm den Kindern doch noch Neues beibringen. Denn eine wichtige Regel heißt: Nach der Durchsage nicht gleich auflegen. „Der Mann am Telefon will vielleicht noch etwas von euch wissen“, erklärt Böhm. „Ihr braucht also keine Angst zu haben, dass ihr was vergesst.“

In voller Montur sind die Bergener Feuerwehrmänner gestern in der Kindertagesstätte Am Ententeich angerückt. Nacheinander die Ausrüstung vorgestellt: feuerfeste Kleidung, Atemschutzmaske, leuch¬tenden Helme, eine Axt als Türöff¬ner, die Kübelspritze für kleinere Brandherde. Später kommen eine Löschdecke und Nebelmaschine zum Einsatz. Wie ein Rauchmelder aussieht, weiß jedes Kind. Und fast alle, dass der gefährliche dicke Dunst nach oben steigt. „Auf jeden Fall schnell auf den Boden legen“, rät Brockmann. „Da kann man noch atmen. Aber nur ein paar Minuten.“
Kindgerecht vermitteln die Feuerwehrleute Grundkenntnisse der Brandvermeidung und -bekämp¬fung sowie Verhalten im Notfall. Ein Anliegen sei es, „typische Kinderfehler auszumerzen“. Oft würden sich die Kleinen verstecken, sobald ein Feuerwehrmann den Raum betritt. „Klar, der sieht komisch aus mit Maske, und er hört sich auch seltsam an, aber er kommt, um euch zu helfen“, versichern sie den Mädchen und Jungen.

Die „Alarmierung“ der zweiköpfigen Truppe erfolgte per Einladung. „Unsere Kinder haben sich drauf gefreut“, sagt Kita-Leiterin Simone Geßner. Ein seltener Anblick sind die uniformierten Männer keinesfalls. Man kooperiert oft und gerne. Und hätte geeignete Nachwuchs-Kandidaten. Interessenten für die in der Freiwilligen Feuerwehr Bergen fehlende Jugendabteilung gäbe es genügend, wissen Andreas Böhm und Phillipp Brockmann. Es hakt an anderer Stelle: „Das ist eine finanzielle und personelle Frage.“

Die Feuerwehrleute Phillipp Brockmann und Andreas Böhm bei ihrer Lehrstunde im Kindergarten. FOTO: SILKE KELLER-THOSS