Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Samstag, d. 01.09.2012
Tauziehen um gesperrte Brücke
Belastbar oder nicht? Zur Sperrung einer Überführung in Bergen haben Gutachter und Gemeinderat unterschiedliche Auffassungen.

VON SYLVIA DIENEL

BERGEN —Bürgermeister Volkmar Trapp (parteilos) ist stocksauer: „Wir sehen nicht ein, dass die Brücke gesperrt werden musste“, sagt er und stemmt sich mit dem Gemeinderat gegen die Ende Juni veranlasste Maßnahme. Im Verwaltungsverband Jägerswald, dem Bergen angehört, ist man gegenteiliger Auffassung. Die verkehrsrechtliche Anordnung sei zwingend notwendig gewesen, erklärt Verbandvorsitzende Carmen Funke. Sie geht davon aus, dass die Brücke über die Trieb zwischen der Bundesstraße und dem Bürgerbegegnungszentrum ohne Sanierung nicht für den Verkehr frei gegeben wird.

„Das ist ein Verwaltungsakt, der nicht dafür spricht, dass der Verband für Bergen einsteht.“
Volkmar Trapp Bürgermeister

Hintergrund der unterschiedlichen Standpunkte sind zwei Gutachten mit sich widersprechenden Ergebnissen. Bei der Überprüfung und Bewertung aller elf Brücken auf Verbandsgebiet durch ein Dresdner Ingenieurbüro Ende Mai hatten die Fachleute Zweifel an der Standfestigkeit des Bauwerks geäußert und zur Vollsperrung geraten. Kein Verständnis für den Eingriff hat Bürgermeister Trapp. „Das ist ein Verwaltungsakt, der nicht dafür spricht, dass der Verband für Bergen einsteht“, sagt er. Kurz nach der verkehrsrechtlichen Anordnung legte der Gemeinderat Widerspruch ein. Weil es, so Trapp, „keine Legitimierung“ für die Sperrung gäbe.

Dabei beruft er sich auf das Resultat eines eigenständig beauftragten regionalen Prüfingenieurs. „Er hat nach Rücksprache mit dem Dresdner Ingenieurbüro gesagt, dass diese bei der Begutachtung keine Bauwerksprüfung vorgenommen hätten, sondern nur eine augenscheinliche Feststellung getroffen worden sei“, wiederholt Trapp dessen Aussagen. „Eine Inaugenscheinnahme genügte uns aber nicht. Unsere Prüfung ist mit Belastung gemacht worden. Der Ingenieur hat einen 16- Tonner drauf gestellt und die Durchbiegung gemessen. Er ist der Meinung, dass es bei zwei Tonnen keinerlei Beeinträchtigung gibt.“

In der Folge sah sich der Verwaltungsverband veranlasst, das Dresdner Ingenieurbüro für einen erneuten Brückencheck zu verpflichten. „Das Hauptprüfungsergebnis liegt uns jetzt vor“, erklärt Carmen Funke. „Es ist das schlechteste, das eine Brücke bekommen kann.“ Im Prüfbericht sei bekräftigt worden, die Vollsperrung wegen nicht gegebener Stand- und Verkehrssicherheit beizubehalten. Außerdem habe sich der Verband „nach allen Richtungen abgesichert“. Das heißt, die Polizei, den Landkreis und andere Behörden angehört.

Nächste Woche will Volkmar Trapp mit Carmen Funke über die Thematik diskutieren. Dann wird sich zeigen, wie mit der Sperrung weiterverfahren wird.

Die seit Ende Juni gesperrte Brücke über die Trieb – eine Zufahrt zu Sportplatz und Bürgerbegegnungszentrum – ist zum Streitfall zwischen der Gemeinde Bergen und dem Verwaltungsverband Jägerswald geworden. FOTO: JOACHIM THOSS