VON THORALD MEISEL
BERGEN/TRIEB — Von Metallzäunen umgeben, die den Zugang versperren sollen, ist das einstige Empfangsgebäude des Bahnhofs Bergen. Die Aufschrift „Bergen (Vogtl.)“ ist an der bröckelnden Fassade noch zu erkennen. Vom 1. November 1865 an war es eine Station der Linie der Voigtländischen Staatseisenbahn, die damals von Herlasgrün über Falkenstein und Oelsnitz ins böhmische Eger verkehrte.
So sah der Bahnhof vor gut einem halben Jahrhundert aus. FOTO: ARCHIV
Wer allerdings von Bergen aus diese Bahn benutzen wollte, hatte einen längeren Fußweg vor sich. Die Bahnstation lag zwei Kilometer vom Dorf entfernt. Erst in den 1920- er Jahren übernahm ein Bus den Transport der Fahrgäste zum Bahnhof und zurück.
Zu dieser Zeit war der Abschnitt zwischen Falkenstein und Oelsnitz nur noch eine Nebenbahn. Am 1. November 1874 war die Verbindungsstrecke von Plauen durch das Elstertal nach Oelsnitz eröffnet worden, was die Fahrzeiten deutlich verkürzte. Auch das Verkehrsaufkommen verringerte sich drastisch.
Neun Jahre lang aber war der Abschnitt zwischen Falkenstein und Oelsnitz von großer Bedeutung gewesen. Schon 1869/70 hatte man zwischen Bergen und Lottengrün ein zweites Gleis verlegt, ab 1874 war auch der Abschnitt zwischen Bergen und Falkenstein zweigleisig befahrbar. 1905 wurde Bergen zum Bahnhof erhoben, und verfügte für den Güterverkehr über eine Seitenladerampe, ein Güterschuppen und eine Ladestraße. In den frühen 1950- er Jahren nutzte die SDAG Wismut den Bahnhof für die Verladung von Erzen, was noch einmal für einige Jahre für einen Aufschwung des Güterverkehrs sorgte.
Pünktlichkeit gefragt
Für Reisende, so ist es überliefert, stellten sich die Gegebenheiten kompliziert dar, wie Gordon Parzyk und Wilfried Rettig in ihrem 1990 erschienen Buch „Die Voigtländische Staatseisenbahn“ beschreiben: Fast alle Fahrgäste kamen aus Bergen. Sie hatten, um den Wartesaal aufzusuchen und Fahrkarten zu kaufen, zunächst alle drei Gleise überschreiten. Vor Einfahrt des Zugs und der damit verbundenen Schließung der Schranken mussten sie aber rechtzeitig wieder auf der anderen Bahnhofseite sein. Passierte dann noch ein Güterzug den Bahnhof Bergen, schien die Lage für Spätankömmlinge weitgehend hoffnungslos zu sein, mit einer gültigen Fahrkarte den Zug zu erreichen.
Das Ende kam im Herbst 1972
Der Streckenabschnitt von Falkenstein über Bergen bis Lottengrün blieb zunächst Teil der Verbindung Falkenstein–Plauen. Am 26. September 1970 wurde der Reiseverkehr eingestellt, Güterverkehr für die Theumaer Schieferbrüche gab es noch bis Herbst 1972.
Auf dem Abschnitt zwischen Oelsnitz und Lottengrün war der Zugverkehr bereits 27. April 1951 eingestellt wurden, wenig später erfolgte der Rückbau der Gleise, die dann wahrscheinlich auf dem Berliner Außenring Verwendung fanden.
Das ehemalige Bahnhofsgebäude Bergen. Nur der Namenszug erinnert an die einstige Bedeutung. FOTO: THORALD MEISEL
Auch in Lottengrün erinnert heute nichts mehr an die einstige Bedeutung an der ersten internationalen Bahnline des Vogtlands. Dort mussten die Dampflokomotiven Wasser aufnehmen, denn auf den 13 Kilometern von Oelsnitz herauf war ein Höhenunterschied von 140 Metern zu überwinden. Die Wasserstation wurde zunächst zur Güterladestelle erweitert, wurde ab 1879 war auch Personenverkehr möglich.
150 Jahre nach der Premierenfahrt der Vogtländischen Staatseisenbahn wurde die ehemalige Bahntrasse zwischen Oelsnitz und Falkenstein zu einem fast 22 Kilometer langen Radweg ausgebaut. Die Einweihung erfolgte am 27. Mai 2011.
INFORMATIONEN über die einstige Bahnlinie
der Voigtländischen Staatseisenbahn gibt
es auch in den Vogtländischen Dorfstuben
in der Alten Schule Trieb. Die Ausstellung ist
am Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
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