VON BERND APPEL
BERGEN — Seit 14 Jahren ist der Elektromeister ehrenamtlicher Bürgermeister von Bergen, im Februar feiert er seinen 69. Geburtstag. Doch ans Aufhören denkt Volkmar Trapp deshalb noch lange nicht: „Am 7. Juni will ich mich zur Wahl stellen“, kündigte er jetzt gegenüber „Freie Presse“ an. Im Gegensatz zu hauptamtlichen Bürgermeistern gelten für ihre ehrenamtlichen Kollegen keine Altersgrenzen (siehe Stichwort). Als Motiv für eine erneute Kandidatur führt er an: „Ich habe den Auftrag noch nicht erfüllt, den mir die Wähler gegeben haben – sie wollen, dass Bergen zu Falkenstein kommt. Das will ich noch zu Ende führen.“ Falls diese Mission gelingt, dann hätte Trapp zugleich selbst seinen Bürgermeister-Posten abgeschafft – denn als Ortsteil von Falkenstein könnte Bergen allenfalls einen Ortsvorsteher haben. „Ich denke nicht an mich, sondern an Bergen“, beteuert Trapp.
Volkmar Trapp
Bürgermeister
von Bergen
FOTO: S. KELLER-THOSS/ARCHIV
Im Oktober 2012 hatten sich zwei Drittel der Bergener, die an der Abstimmung teilnahmen, für einen Anschluss an Falkenstein ausgesprochen. „Das Ergebnis dieses Entscheids wird bis heute ignoriert“, beklagt Trapp. Denn die Landesdirektion Chemnitz versagte das Zusammengehen, die Gemeinde Bergen versucht, ihn per Klage vor Gericht doch noch durchzusetzen. Solange dies nicht gelingt, bleibt Bergen weiter Mitglied im ungeliebten Verwaltungsverband Jägerswald (zusammen mit Theuma, Tirpersdorf und Werda). „Man verbietet uns den Austritt, weil dieser Verband sonst nicht lebensfähig wäre – aber das interessiert mich weniger“, meint der Bergener Bürgermeister. „Warum bilden die drei Orte nicht eine Einheitsgemeinde, dann sollte die Einwohnerzahl auch genügen. Oder sie schließen sich selbst an benachbarte Städte an.“
Bei einer Gemeinde-Ehe mit Falkenstein wäre eine größere Bürgernähe gegeben: „Wir haben einfach mehr Bezug zu Falkenstein, schließlich gehören auch Trieb und Schönau schon dazu.“ Zudem sei der Verwaltungsverband für Bergen die teuerste Lösung, meint Trapp: „Wir bezahlen pro Bürger und Jahr 138 Euro an den Verband Jägerswald, Neustadt an Falkenstein nur 51 Euro.“
Trotz knapper Kassen habe man im vergangenen Jahr im Ort einiges erreichen können, betont der Bürgermeister. Er verweist auf einige grundhaft ausgebaute Nebenstraßen sowie auf den Abwasseranschluss im Ortsteil Jahnsgrün, für den er sich stark ins Zeug gelegt habe. Für den Ortsteil Steinigt sei ein Anschluss dagegen nicht mehr möglich: „Die Entfernung ist einfach zu groß.“
Fürs laufende Jahr zählt zu den großen Brocken, die angepackt werden sollen, die Projektierung für den Bau der Brücke am Sportplatz. Dringend etwas getan werden müsste auch im Bergener Rathaus: Die Heizung ist uralt, der Turm sanierungsbedürftig, das Foyer wird im Kellergeschoss mit Holzstempeln abgestützt. „Das würde richtig teuer“, meint der Bürgermeister. Zu schaffen macht der Gemeinde der marode Gasthof „Goldener Hahn“: Man habe die Auflage bekommen, das Gebäude zu sichern. „Aber warum muss die Kommune das machen – wir sind nicht der Eigentümer“, betont Volkmar Trapp.
Altersgrenze im Hauptamt
Wie das Landratsamt bestätigt, ist Volkmar Trapp (Jahrgang 1946) der älteste ehrenamtliche Bürgermeister im Vogtland, gefolgt von Dieter Weller, (Mühlental, geb. 1948), der nicht wieder zur Wahl antreten wird. Jürgen Reichelt, Bürgermeister in Bösenbrunn, liegt mit Jahrgang 1949 auf Platz 3. Ältester hauptamtlicher Bürgermeister im Vogtland ist Günter Pührer, Steinberg, geboren 1950. Während für ehrenamtliche Bürgermeister keine Altersgrenze gilt, treten hauptamtliche Bürgermeister laut sächsischem Beamtengesetz mit 68 Jahren in Ruhestand. Eine Anhebung auf 72 wird diskutiert. (bap)
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