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Freie Presse - Auerbacher Zeitung - Montag, d 10.11.2025
Schnäppchenjagd in Lokal: „Das tut weh“
Ende Oktober hat das „Landhaus Marienstein“ hoch über Bergen seine Türen geschlossen. Jetzt ist Ausräumen angesagt. Die Idee, einen Flohmarkt für alles Bewegliche zu veranstalten, kam am Wochenende bei den Vogtländern mehr als gut an.

Von Sylvia Dienel

Für Hotel-Chefin Claudia Straubel heißt es: Loslassen. Für sie beginnt in Potsdam in Kürze ein neuer Lebensabschnitt. FOTO: DAVID RÖTZSCHKE

Bergen - Das rote Sofa im Restaurant fällt sofort ins Auge. Platz nimmt niemand. Niemand mehr. Zumindest vorerst. Ein kleiner, unscheinbarer Zettel informiert den Betrachter: „Du bist zu spät! Ich bin schon verkauft.“ Da ist es gerade mal zwei Stunden nach zwölf am Freitagnachmittag. Der Flohmarkt im „Landhaus Marienstein“ hoch über Bergen hat gerade begonnen. Gegenüber dem knallroten Sofa steht ähnliches in leuchtendem Lila. Auch das ist nicht mehr zu haben. Die besten Stücke in der einstigen vogtländischen Edel-Einkehr sind ganz offensichtlich schnell vergriffen.
Was am Freitag- und Samstagnachmittag in alle Himmelsrichtungen davongetragen und -gefahren wird, war auf den Tag genau ein Vierteljahrhundert berufliche Heimat von Claudia und Frank Straubel. Seit 25. Oktober ist das Hotel mit Restaurant für gehobene Ansprüche geschlossen. Der Eigentümer will beides veräußern, seine Pächter werden weder das eine noch das andere übernehmen. Sie haben andere Pläne abseits von Gastronomie und Hotellerie.
Claudia Straubel führt beim Flohmarkt Regie, sortiert in der Küche Töpfe, Pfannen und scheinbar zahllose andere Dinge, die dort bis vor Kurzem gute Dienste leisteten. Jetzt sollen sie neue Besitzer finden. Straubel betrachtet den permanenten, stundenlangen Exodus sämtlicher mobiler Dinge mit einem weinenden und einem lachenden Auge. „Wir sind seit 33 Jahren in der Branche und haben das mit Lust und Liebe gemacht“, erzählt sie. „Aber das schwerste Geld wird in der Gastronomie verdient. Das funktioniert nur, wenn man so verrückt ist wie wir.“

Nehmen Erinnerungsstücke ans „Landhaus Marienstein“ mit: Romy Werner, Lucy Werner, Elisabeth Cornelius und Edeltraut Schmidt aus Bergen. FOTO: DAVID RÖTZSCHKE

Währenddessen gehen Flohmarktkunden vor der Küchentür auf die Suche nach Passendem. Überall kleben Preisschildchen: an Tellern, Gläsern und gebündeltem Besteck. An Tischdecken, Lampen, Bildern, Decken, Handtüchern. Und an Unmengen von Dekorationsobjekten. Kleinen, größeren, saisonalen, zeitlosen, neuen, alten. Schwere Schnäppchen müssen noch abgeholt werden. Romy Werner hat gefunden, was sich daheim gut einfügen wird und leicht zu händeln ist. Jetzt steht sie in der Kassenschlange – und mit ihr zwei hölzerne, bemalte Nadelbäume. Die Bergenerin hat es auf Weihnachtsdeko abgesehen. Will „nur ein paar Sachen“ mitnehmen, erzählt sie. „Man hat eigentlich so viel zu Hause, findet aber immer was Schönes. Ich denke, wir kommen morgen nochmal wieder.“
Ganz wohl ist Romy Werner bei dem etwas anderen Einkauf nicht. „Schade für das schöne Haus, dass es schließen musste“, sagt sie. „Meine Mutter hat hier früher gearbeitet.“ Elisabeth Cornelius steht gleich hinter ihrer Tochter. Einen alten Wecker und eine Karaffe gehen mit. 21 Jahre gehörte die Bergenerin zum „Landhaus“-Personal, war in der Küche und im Hotel beschäftigt. Seit zehn Jahren ist sie Rentnerin. „Das tut schon weh“, berichtet sie und hat wahrscheinlich Bilder von damals vor Augen. Von Feiern, Hochzeiten, anderen Veranstaltungen. „Wir hatten viele geschlossene Gesellschaften“, erinnert sich Elisabeth Cornelius und denkt gerne zurück. „Das war eine schöne Zeit“, fasst sie Erlebtes zusammen.

Bis Ende des Jahres muss das Landhaus ausgeräumt sein. FOTO: DAVID RÖTZSCHKE

Claudia und Frank Straubel tragen sich mit dem Gedanken, einen weiteren Flohmarkt zu organisieren. Bis Ende des Jahres bleibt Zeit zum Ausräumen. Was dann übrig ist, wird gespendet. Werden sie Dinge für sich behalten? Eher nicht. „Die meisten Erinnerungen haben wir im Herzen“, sagt Claudia Straubel. Weil der Verkauf des denkmalgeschützten Fachwerkhauses seit drei Jahren geplant ist, gab es ausreichend Zeit, sich emotional darauf einzustellen.
Schon damals gründete Frank Straubel eine eigene Firma im Lebensmittelbereich. Die beiden Gastronomen und Betriebswirte ziehen in die Nähe von Potsdam und freuen sich erklärtermaßen auf den neuen Lebensabschnitt mit Fünf-Tage-Wochen und planbarer Freizeit. (dien)

Zitat: „Schade für das schöne Haus, dass es schließen musste.“ Romy Werner Flohmarktkundin



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