VON LUTZ HERGERT
BERGEN — Mehr als zwei Monte haben die Bergener ungenutzt ins Land streichen lasen: Ende Januar schied Volkmar Trapp aus gesundheitlichen Gründen aus dem Bürgermeisteramt aus. Dennoch hat sich bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 5. April kein Bergener bereit erklärt, für dieses Amt zu kandidieren. Und das obwohl der amtierende Verwaltungschef Günter Ackermann die Einwohner dazu aufgerufen hatte, einen Nachfolger für Trapp zu suchen. Volkmar Trapp bedauert es, dass „sich aus dem zwölfköpfigen Gemeinderat niemand zur Verfügung gestellt hat“. Er war 17 Jahre Bürgermeister von Bergen.
Auf dem amtlichen Stimmzettel steht nun der Plauener AfD-Mann Stephan Schulz als einziger Kandidat. Er hatte sich fristgerecht beworben und war durch die Kommunalaufsicht des Vogtlandkreises bestätigt worden. Über seine Beweggründe, sich um das Bergener Amt zu bewerben, schweigt der Unternehmer. Am Telefon gebe er dazu keine Auskunft, teilt er mit.
In Bergen ist nun der Leidensdruck offenbar so groß, dass Ackermann von Bürgern und Gemeinderäten gefragt wurde, ob er eine Wahl annehmen würde, wenn sein Namen denn oft genug in einer freien Spalte des Stimmzettels eingetragen würde. Der 73-Jährige stimmte dem zu, obwohl er vorher mehrfach betont hatte, dass er nicht mehr für das Amt kandidieren werde.
„Der Bürgermeister von Bergen ist bisher immer aus dem Ort gekommen.“ Günter Ackermann Amtierender Bürgermeister von Bergen
FOTO: JOACHIM THOSS/ARCHIV
Seine Bereitschaft erklärte er damit, dass ihm Bergen lieb und teuer sei und er nicht möchte, dass der Ort zum Spielball der Politik wird. „Der Bürgermeister von Bergen ist bisher immer aus dem Ort gekommen und hat die Interessen der Bürger gekannt.“ Das soll nach seiner Ansicht auch nach dem 10. Juni so bleiben.
Die eigene Kandidatur hatte der 73-Jährige Ackermann mit dem Verweis auf sein Alter abgelehnt. Ein zweiter Grund: Er wollte Platz für einen Neuanfang an der Verwaltungsspitze des Ortes machen. Der erschien ihm nach dem gesundheitlich bedingten Rücktritt des gewählten Bürgermeisters Volkmar Trapp möglich. „Offensichtlich ist Bergen aber noch nicht bereit für einen Neustart“, muss Günter Ackermann nun angesichts des fehlenden Interessen an dem Amt feststellen. Inzwischen sind die Vereine und Interessenvertretungen des Ortes aktiv geworden und haben unter den Einwohnern in Form eines Flyers eine Art Handlungsanleitung verteilt. Dort wird beschrieben, was die Wähler machen müssen, wenn sie einen alternativen Wahlvorschlag haben – nämlich einen zweiten Namen eintragen. Als handschriftliches Beispiel erscheint auf dem Handzettel „Günter Ackermann, Bergen“ in der entsprechenden Spalte.
Dass der Flyer aus Angst davor entstanden ist, dass Bergen nach der Wahl von einem Plauener AfD-Mann regiert wird, streiten die Vertreter der Bergener Vereine ab. Es sei lediglich um das Vermitteln einer Handlungsanleitung gegangen, sagen unisono der Erste Vorstand des TSV Turbine, Bergen Steffen Pfeiffer, und der Chef der Freiwilligen Feuerwehr, Andreas Böhm. |