VON BERND APPEL
FALKENSTEIN — Man müsse für den geplanten Geopark nichts neu erfinden, betonte Falkensteins Bürgermeister Marco Siegemund (CDU) am Montagabend im Bürgersaal seines Rathauses: „Es ist alles da, wir müssen die Puzzle-Teile nur vernünftig zusammensetzen.“ Rund 40 Interessenten waren zur ersten öffentlichen Versammlung zum Thema Geopark gekommen. Siegemund ist auch Vorsitzender des Vereins LAG (Leader-Aktionsgruppe) Sagenhaftes Vogtland, der den Geopark in den sieben Kommunen des Fördergebiets installieren möchte. Dies sind Falkenstein, Grünbach, Werda, Bergen, Ellefeld, Neustadt und Muldenhammer.
Im Rathaus präsentierte Professor Thomas Seifert von der Bergakademie Freiberg eine erste Einschätzung zum Geopark, der ebenfalls „Sagenhaftes Vogtland“ heißen soll – unter dieser Überschrift will man umweltverträglichen und nachhaltigen Tourismus entwickeln. Die Region erfüllt demnach die Kriterien, die für die Zertifizierung erforderlich sind. Vor allem werden Geotope wie Felsen, Höhlen, Moore oder Quellen benötigt – davon gebe es hier jede Menge, so Seifert. Herausragend sei natürlich der Topasfelsen Schneckenstein als weltweit einzigartige Gesteinsformation und „Geotop der Extraklasse“.
Professor Dr. Thomas Seifert Institut für Mineralogie der Bergakademie Freiberg
FOTO: W. THIEME/ARCHIV
Aber auch das Besucherbergwerk Grube Tannenberg sei zumindest in Europa einzigartig. Andere Geotope zeugten von Quarzit, Granit oder dem das Bergener Granitmassiv umgebenden Kontaktschiefer, über den am Naturlehrpfad nahe der Talsperre Werda informiert wird. Als sehenswert stuft Seifert etwa den Wendelstein, den Elsenfelsen oder den Kleinen Affenstein ein, alle im Raum Grünbach. Ins Konzept einbezogen werden sollen Zeugen des Uralt- (16. bis 19. Jahrhundert) und Altbergbaus (20. Jahrhundert), zum Beispiel Tagebaue bei Streuberg und Trieb, oder die Pingen bei Gottesberg.
Auch mit Gold will Seifert Touristen locken: Immerhin bündelten sich die sächsischen Vorkommen von Seifengold (Goldablagerungen in Gewässern) im Vogtland, „nicht nur in der Göltzsch“, wie der Experte betont. Die Primärquelle dieses Goldes sei nach wie vor unklar.
Seifert und weitere Wissenschaftler aus Freiberg erstellen die Umsetzungsstudie für den Geopark, die 60.000 Euro kostet. 12.000 Euro tragen die beteiligten Kommunen. Bei Workshops im April soll die Bevölkerung in die Planung einbezogen werden. Sowohl Hauptamtliche als auch Ehrenamtliche werden künftig für Betreibung und Pflege des Parks benötigt. Die Gesamtkosten für die Installierung sollen sich auf 500.000 Euro belaufen, eine Zertifizierung kann Jahre dauern.
Das Echo der Besucher war positiv, mehrfach wurde angeregt, den Geopark auf weitere Teile des Vogtlands auszudehnen. Dem stehen die Verantwortlichen positiv gegenüber – zunächst wolle man aber langsam wachsen und gesunde Strukturen aufbauen. Das Fazit des Freiberger Mineralogen zum Geopark „Sagenhaftes Vogtland“: „Man muss es machen, und zwar bald!“ |