JVon Sylvia Dienel
Bergen - Mit Schrecken haben die Bergener Gemeinderäte auf den Regionalplan-Entwurf des Planungsverbandes Region Chemnitz in der aktualisierten Version reagiert. Zur Sitzung am Dienstag kochten die Emotionen öffentlich hoch. Stein des Anstoßes sind Passagen, die einer Weiterentwicklung des ländlichen Raums im Weg stehen.
Per gemeinsamer Stellungnahme zum Entwurf wollen sich die vier Gemeinden im Verwaltungsverband Jägerswald – Bergen, Werda, Theuma und Tirpersdorf – gegen das Zukunftsszenario zur Wehr setzen. Verfasst hat sie Bauamtsleiter Karsten Steudel. Wie alle anderen im Raum befürchtet er für Dörfer und kleine Städte nicht nur Stillstand, sondern gewaltige Rückschritte. „Unser Problem ist, dass die Ballungsgebiete weiter ausgebaut werden und der ländliche Raum nicht“, äußerte er sich dazu. Konkret macht eine Aussage zum Umgang mit leer stehenden Objekten Angst. „Längere Zeit ungenutzte Wohn- und Gewerbebereiche sollen zurückgebaut werden“, so der Bauamtsleiter. Für jene Stellen sieht der Plan Wald- oder Grünflächen vor.
Als Ballungsgebiete sind sogenannte Ober- und Mittelzentren definiert. Im Vogtland würde Plauen das Zeug zum Oberzentrum haben und etwa eine aus mehreren Kommunen gebildete Göltzschtalstadt als Mittelzentrum durchgehen. „So etwas kann ich nicht akzeptieren“, sagte Karsten Steudel. Der Plan sei „eine Bremse für ländliches Wachstum“. Und obendrein kontraproduktiv, was den frisch erarbeiteten Flächennutzungsplan für den Verwaltungsverband Jägerswald betreffe. In jenem Werk legen die vier Gemeinden eigenständig fest, wie künftig mit Flächen auf ihrem Grund und Boden verfahren wird.
Günter Ackermann
Bürgermeister von Bergen
„Bergen möchte den ländlichen Raum stärken. Aber das ist offenbar vom Land nicht gewollt.“
Foto: Joachim Thoß
„Bergen möchte den ländlichen Raum stärken. Aber das ist offenbar vom Land nicht gewollt.“
Bergens Bürgermeister Günter Ackermann (Freie Wähler) sieht nicht nur in Zusammenhang mit dem Flächennutzungsplan einen gewaltigen Widerspruch. „Jetzt, wo die Bevölkerung gerne wieder aufs Land zieht wegen der hohen Mieten in den Städten, wird so etwas angestrebt“, machte er seinem Ärger Luft. „Bergen möchte den ländlichen Raum stärken. Aber das ist offenbar vom Land nicht gewollt.“ Der Rückbau von Objekten würde noch andere Eingriffe nach sich ziehen, sagte er. „Dann muss auch die Infrastruktur zurückgebaut werden“. Sprich die eine oder andere kleinere Straße verschwinden. Bergens Bürgervertreter wittern politisches Kalkül im Hintergrund. „Der Bürgerwille wird ignoriert“, entrüstete sich Uwe Windisch (Freie Wähler).
Auch wenn die Enttäuschung gewaltig ist und die Hoffnung auf Erfolg seiner Stellungnahme minimal, will der Jägerswald-Verband mit deutlichen Worten reagieren. Als der Regionalplan 2013 ins Leben gerufen worden war und sich die Gemeinden in der betreffenden Region dazu äußern konnten, verhallte die Kritik. „Ob wir jetzt Erfolg haben, werden wir sehen“, sagte Günter Ackermann. Zur Verbandsversammlung Ende September wird die Stellungnahme diskutiert, beschlossen und ans Landratsamt Vogtlandkreis weitergeleitet.
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