Von Klaus Tanneberger
Schönau - Schon über Generationen hinweg war das dortige Naturbad im östlichen Vogtland bekannt und auch die Plauener kamen oft in dieses kleine Dorf bei Bergen/Trieb. Sie kommen auch heute noch gern und manche nur zum Essen. Der Ort mit dem wohlklingenden Namen hatte schon zu meiner Kinderzeit Ende der 1930er Jahre etwas Besonderes: In diesem Bad war ein kleines Märchenland mit Häuschen und Figuren aufgebaut. Zu dieser Zeit sind die Schwimmer und Wasserballer des Plauener Schwimmvereins Vogtland mit ihren Kindern an den Sommer-Wochenenden gern zur Geselligkeit in das dortige Naturbad gefahren. Ein Archivfoto mit Original-Häuschen aus dem Naturbad Schönau um 1936. REPRO: KLAUS TANNEBERGER
Der Eigentümer, Bauer Karl Singer, hatte nicht nur eine geniale Idee. Weil er wenig Milch und Butter verkaufte, bot er über eine Anzeige in der Zeitung den Lesern an, bei ihm könnten sie kostenlos soviel Milch trinken, wenn sie nur kämen zur Sommerfrische nach Schönau. Und sie kamen. Er hatte auch das Geschick, aus dem Rückstau eines kleinen Gewässers ein viel besuchtes Bad zu machen und er war außerdem auch volkskünstlerisch begabt. Karl Singer baute kleine Häuschen, in die wir Kinder kriechen konnten und er schnitzte in den Wintermonaten auch bewegliche Figuren, die durch Wasserkraft angetrieben wurden. Ein Idyll für Kinder.
Ein Idyll ist das Bad auch heute noch, allerdings ohne die „Männle“. Angela Schulz schrieb: „Ich war erst vor ein paar Tagen mit meiner Tochter und Enkelin dort und begeistert von den vielen Wasserspielmöglichkeiten im ganzen Gelände. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.“ Auch Martina Bauer und Günter Rödel erinnerten sich gern an ihre Besuche in Schönau während der Kinderferienlager in den DDR-Jahren.
Die restaurierte Naturbad-Anlage wird heute vom Heimatverein Trieb-Schönau betreut. Lustige Bemalungen und Schnitzereien an Baumstümpfen und seichtes Gewässer machen die neugestaltete Anlage auch freundlich für kleinere Kinder. Ein tiefes Becken zum Schwimmen gibt es nicht mehr. Eines der damaligen Häuschen steht noch in Schönau. Etliche der Arbeiten von Karl Singer wurden nach seinem Tod von Bernd Windisch aus Bergen in Obhut genommen und mit seiner Frau und Helfern aufwendig wieder in den originalen Zustand versetzt. Im September können sie samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr in Bergen am Forsthaus 9 wieder besichtigt werden.
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